Warum wir bei Stress erstarren (Freeze) – und wie du sanft wieder in Bewegung kommst

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Es gibt eine Form von Stress - oder besser gesagt - eine Zustand deines Nervensystems, über den kaum jemand spricht – und doch betrifft er unglaublich viele Frauen:

👉 Das Erstarren.

Das Nicht-mehr-Können.

Das Sich-schwer-anfühlen.

Das „Ich weiß, was mir guttun würde – aber ich bringe keinen Schritt zusammen“.

Du weißt, Bewegung würde helfen.

Du weißt, ein Spaziergang wäre gut.

Du weißt, dein Körper braucht Mobilität.

Und trotzdem fühlst du dich wie festgeklebt.

Nicht faul.

Nicht unmotiviert.

Sondern blockiert.

Viele Frauen schämen sich dafür – dabei ist dieses „Freezing“ eine ganz natürliche Reaktion des Nervensystems.

Und sie hat überhaupt nichts mit Charakter, Willenskraft oder Disziplin zu tun.

Heute erfährst du:

  • warum dein Körper im Stress erstarrt

  • was die Polyvagal-Theorie damit zu tun hat

  • warum Schmerzen, Steifheit und Erschöpfung damit zusammenhängen

  • und wie du sanft wieder in Bewegung kommst – ohne Druck, ohne Kampf, ohne schlechtes Gewissen

Dieser Artikel wird vielleicht vieles in dir neu erklären.

Und hoffentlich auch etwas lösen.

 

Inhaltsverzeichnis

     

    1. Freeze – die am wenigsten verstandene Stressreaktion

    Wenn wir an Stress denken, denken wir oft an:

    • Kampf (fight)

    • Flucht (flight)

    Aber es gibt eine dritte Reaktion, die viel tiefer wirkt:

    👉 Freeze – die Erstarrung.

    Das ist der Zustand, in dem dein Körper sagt:

    „Ich habe keine Kapazität mehr, mich zu bewegen. Ich muss Energie sparen. Ich schütze dich.“

    Freeze ist biologischer Selbstschutz.

    Er entsteht, wenn:

    • zu viele Anforderungen gleichzeitig kommen

    • wir langfristig überlastet sind

    • emotionale Überforderung entsteht

    • wir keine Lösung sehen

    • zu viel Verantwortung auf uns liegt

    • wir zu wenig Raum, Zeit oder Unterstützung haben

    • wir übergangen haben, was der Körper bräuchte

    Viele Frauen laufen jahrelang an der Grenze zwischen Anspannung und Erschöpfung – und irgendwann schaltet der Körper einfach um:

    Von „tun“ zu „nicht mehr können“.

    Nicht, weil du versagst.

    Sondern weil dein Nervensystem erschöpft ist.

    2. Die Polyvagal-Theorie – warum dein Körper dich stoppt

    Die Polyvagal-Theorie von Dr. Stephen Porges ist heute eine der wichtigsten Grundlagen, um Stress zu verstehen.

    Sie unterscheidet drei große Zustände:

    1. Ventraler Vagus – Verbundenheit & Sicherheit

    Du fühlst dich klar, ruhig, präsent.
    Du kannst lachen, dich bewegen, Entscheidungen treffen.

    2. Sympathikus – Kampf & Flucht

    Hohe Aktivierung: Stress, schneller Atem, innere Unruhe, aber auch fokussiertes Arbeiten.

    3. Dorsaler Vagus – Freeze & Überforderung

    Der Körper fährt runter.

    Bewegung fällt schwer.

    Gedanken verlangsamen sich.

    Du fühlst dich wie „hinter Glas“.

    Energie fehlt.

    Gelenke steif.

    Alles zu viel.

    Und das Wichtigste:

    Du rutschst nicht freiwillig in Freeze.

    Dein Nervensystem entscheidet, dass jetzt Schutz wichtiger ist als Handlung.

    Viele Frauen beschreiben diesen Zustand so:

    „Ich fühle mich wie eingefroren.“

    „Ich kann mich nicht überwinden.“

    „Ich weiß, was ich tun sollte – aber mein Körper folgt nicht.“

    „Ich fühle mich schwer.“

    „Meine Gelenke sind steif.“

    All das sind typische Symptome, wenn der dorsalen Vagus dominiert.

    Freeze ist nicht Faulheit, sondern Überforderung.

    Diese drei Zustände sind keine starren Schubladen, in denen wir „feststecken“.

    Das Nervensystem bewegt sich ständig auf einem Spektrum zwischen ihnen und mischt diese Zustände dynamisch.

    Wir können gleichzeitig Anspannung und Verbundenheit erleben – oder Erschöpfung, während ein Teil von uns trotzdem noch funktioniert.

    Die Frage ist also nie „In welchem Zustand bin ich?“,
    sondern immer:
    „Wie weit bin ich von Sicherheit und Regulation entfernt – und was bringt mich wieder ein Stück näher dorthin?“

    3. Warum Stress zu steifen Gelenken und Schmerzen führt

    Das klingt im ersten Moment unlogisch – und macht biologisch total Sinn.

    Bei Stress geschieht Folgendes:

    • Die Muskulatur geht in Dauerspannung → als Schutzmechanismus

    • Der Atem wird flacher und enger

    • Faszien werden weniger durchblutet

    • Bewegungsimpulse werden „herunterreguliert“

    • Das Gehirn priorisiert Überleben statt Mobilität

    • Gelenke werden schlechter versorgt

    • Das Körpergefühl schaltet auf „minimum“

    Über Wochen oder Monate entsteht ein Zustand, den viele Frauen so beschreiben:

    • „Ich bin steif.“

    • „Ich fühle mich alt.“

    • „Meine Schultern sind wie Beton.“

    • „Meine Hüften bewegen sich nicht mehr.“

    • „Ich komme schwer vom Boden hoch.“

    Das ist kein Fitnessproblem.

    Es ist ein Regulationsproblem.

    Und das Gute daran:

    Regulation kann man (wieder) lernen.

    4. Warum du im Freeze keinen Sport schaffst – und das völlig normal ist

    Der größte Fehler, den Frauen in diesem Zustand machen:

    • Sie versuchen, „sich zu motivieren“.

    • Sie machen sich selbst Druck.

    • Sie wollen „endlich wieder durchstarten“.

    Aber Freeze löst sich NICHT durch Motivation.

    Freeze löst sich NICHT durch Willenskraft.

    Freeze löst sich nicht durch „Reiß dich zusammen“.

    Und nicht durch „Na komm, du weißt ja, dass Bewegung guttun würde“.

    Freeze kann nur eines:

    durch sehr kleine, sehr sanfte, körperliche Signale
    → wieder Richtung Bewegung gleiten.

    Bewegung befreit Freeze.

    Aber nur, wenn sie:

    • langsam

    • achtsam

    • liebevoll

    • genussvoll

    • sanft

    • klein

    • sicher

    • druckfrei

    ist.

    5. Wie du sanft aus dem Freeze herauskommst

    5 Schritte, die dein Nervensystem wirklich erreichen

    Freeze löst sich nicht durch „Mehr Anstrengung“.

    Freeze löst sich, wenn dein Nervensystem genug Sicherheit spürt, um wieder in Bewegung zu gehen.

    Diese fünf Schritte basieren auf Körperarbeit, Embodiment, Polyvagaltheorie und sanfter Aktivierung – so, wie ich es in meinen Kursen, Workshops und der 1:1 Begleitung weitergebe.

    Schritt 1: Sicherheit spüren – über Atem & beruhigende Selbstberührung (ventralen Vagus aktivieren)

    Bevor Bewegung möglich ist, braucht dein Körper das Gefühl:

    „Ich bin sicher.“

    Denn im Freeze glaubt dein System unbewusst:
    „Ich bin allein. Ich bin überfordert. Ich muss mich schützen.“

    Sanfte Selbstberührung (Self-Havening) ist einer der wirksamsten Wege, genau hier anzusetzen:

    • Streiche langsam über deine Wangen

    • Lege eine Hand aufs Herz und eine auf den Bauch

    • Umarme dich selbst überkreuz

    • Streiche sanft über deine Oberarme

    • Halte deine eigene Hand

    Diese Bewegungen aktivieren sensorische Bahnen, die direkt an den Beruhigungszweig des Vagusnervs senden:

    „Du bist hier. Es ist okay. Du musst jetzt nichts leisten.“

    Erst wenn dein Nervensystem dieses Gefühl bekommt, kann Freeze sich überhaupt beginnen zu lösen.

    Kombiniere das mit einem ruhigen Atem:

    … einatmen … langsam ausatmen (länger als der Einatem)
    → das ist Vagus-Aktivierung in ihrer sanftesten Form.

    oder einem ätherischen Öl, dass deinem Nervensystem die Information von Sicherheit gibt → Rose, Bergamotte, Römische Kamille, Weihrauch, Zeder) - dazu einfach einen Tropfen in deiner Handfläche oder am Handgelenk verteilen, bevor du dich selbst berührst

    Schritt 2: Wieder im Körper ankommen (Interozeption stärken)

    Freeze trennt dich von deinem Körper.
    Regulation verbindet dich wieder.

    Dazu brauchst du Mini-Signale:

    • die Füße bewusst am Boden spüren

    • das Gewicht deiner Sitzbeinhöcker wahrnehmen

    • deine Wirbelsäule sanft länger werden lassen

    • bemerken, wo dein Atem hinströmt

    Das sind keine „Übungen“ im klassischen Sinn.
    Es sind Kontaktpunkte zum Leben.

    Der Körper sagt: „Ich fühle mich wieder.“
    Und das Nervensystem antwortet: „Dann darf ich mich auch bewegen.“

    Schritt 3: Mikrobewegungen – der erste Schritt zurück in die Lebendigkeit

    Im Freeze ist jede große Bewegung zu viel.

    Darum starten wir mit Bewegungen, die so klein sind, dass dein Nervensystem gar nicht in Alarm geht:

    • sanftes Kreisen der Schultern

    • minimale Beckenbewegungen im Sitzen

    • die Wirbelsäule wellen lassen

    • den Kopf wenige Zentimeter drehen

    • die Finger bewegen, Handgelenke lockern

    Das Ziel ist nicht sportliche Aktivität.

    Das Ziel ist: „Ich kann mich wieder bewegen.“

    Jede Mikrobewegung ist wie ein leiser Weckruf an deinen Körper:

    „Du darfst wieder lebendig werden.“

    Schritt 4: Energie wecken – aber in deinem Tempo

    Wenn der Körper langsam auftaut, entsteht Raum für etwas mehr:

    • bewusste Schritte durch den Raum

    • sanftes Schwingen der Arme

    • ein paar Atemzüge in der erweiterten Aufrichtung

    • leichte Aktivierung der Körpermitte

    • Mini-Dehnungen, die Weite schaffen

    Hier geht es um Mobilisierung, nicht um Leistung.

    In dieser Phase entsteht oft das erste Gefühl von:

    „Ich habe wieder Zugriff auf meine Kraft.“

    „Ich fühle mich stabiler.“

    „Ich komme ins Spüren.“

    Das Nervensystem verarbeitet diese Bewegung als:

    „Ich bin nicht mehr gefangen. Ich kann handeln.“

    Frauen in Freeze brauchen:

    • sanfte Mobilität

    • langsame Übergänge

    • kurze Sequenzen

    • Klarheit statt Komplexität

    Genau solche Übungen gebe ich dir neben vielen anderen auch in meinen Kursen, Workshops und der Einzelarbeit weiter.

    Sie sind funktionell, regulierend, zeitlich kurz und absolut machbar.

    Schritt 5: Mini-Routinen für den Alltag – damit Freeze nicht zurückkommt

    Freeze entsteht nicht in einem Moment.
    Er entsteht durch anhaltende Überforderung.

    Darum lösen wir ihn auch nicht in einem Moment – wir bauen neue Wege dafür:

    • 1 Minute bewusst atmen

    • 2 Minuten Hände/Arme streichen (Self-Havening)

    • 3 Minuten sanfte Mobilisation der Wirbelsäule

    • 5 Schritte durch den Raum nach jeder Arbeitsstunde

    • täglich 1–2 Mikrozonen in deinem Zuhause ordnen (Regulation durchs Außen)

    Diese Mini-Routinen stabilisieren dein Nervensystem langfristig.

    Sie sagen deinem Körper:

    „Du darfst im Flow bleiben.“

    „Du musst nicht wieder in die Starre zurückfallen.“

    „Es ist genug Unterstützung da.“

    Freeze löst sich nicht durch lange Trainingseinheiten.

    Freeze löst sich durch:

    • Wiederholung

    • Sanftheit

    • Mini-Übungen

    • kurze Alltagsbewegung

    Das Nervensystem braucht:
    Vorhersehbarkeit und Regelmäßigkeit.

    Darum sind 5–10 Minuten täglich so viel wirksamer als eine lange Session pro Woche.

    Warum das alles funktioniert

    Weil Freeze kein „geistiges Problem“ ist.

    Es ist ein körperlicher Zustand, der durch liebevolle, klare, sanfte Körperimpulse wieder in Bewegung kommt.

    Bewegung reguliert den Vagusnerv.
    Regulation schafft Orientierung.
    Orientierung schafft Sicherheit.
    Und Sicherheit bringt dich zurück in deine Mitte.

    6. Warum Embodiment so wichtig ist

    Viele Frauen versuchen, Freeze mit dem Kopf zu lösen.

    Aber Freeze ist ein körperlicher Zustand.
    Er kann nur über den Körper verwandelt werden.

    Embodiment heißt:

    Du veränderst deine Gefühle und Gedanken über Bewegung, Haltung und inneres Spüren.

    Das wirkt, weil:

    • Haltung Emotionen beeinflusst

    • Bewegung das Nervensystem reguliert

    • Körperwahrnehmung Sicherheit schafft

    • der Körper entscheidet, ob du Zugang zu Energie hast oder nicht

    Ein Beispiel:

    Wenn du in einer leichten Aufrichtung stehst, mit tragendem Beckenboden und offenem Brustkorb, kann dein Gehirn viel leichter aus Freeze aussteigen.

    Der Körper führt.
    Der Geist folgt.

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    7. Warum Ordnung und Freeze zusammenhängen

    Viele Frauen erstarren, wenn sie ihre Räume betrachten.

    Warum?

    Weil visuelle Unordnung das Nervensystem überfordert.

    Wenn:

    • zu viele Reize da sind

    • zu viele offene To-dos im Raum liegen

    • zu viele Entscheidungen zu treffen sind

    … dann geht dein Körper in Freeze.

    Darum sagen Frauen:

    „Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.“
    „Ich bin wie gelähmt.“
    „Ich mache dann gar nichts.“

    Ordnung schafft nicht nur Struktur.
    Sie schafft Bewegungsfähigkeit.

    Ein ruhiger Raum → beruhigtes Nervensystem → mehr Mobilität → mehr Energie.

    Das Zusammenspiel ist unglaublich kraftvoll.

    8. Wenn du wieder in Bewegung kommen möchtest

    Dann beginne nicht mit:

    • großen Zielen

    • hartem Training

    • Perfektion

    • „Ich muss wieder fit werden“

    Sondern mit:

    • deinem Atem

    • 2 Minuten sanfter Bewegung

    • einem einzigen Körperteil

    • einer Haltung, die dich trägt

    • einem Mini-Signal von Sicherheit - sanfte Berührung

    • Visuellen Freiraum und Ordnung auf einer Oberfläche in deinem Zuhause schaffen

    Und vor allem:

    Mit Sanftheit dir selbst gegenüber.

    Bewegung ist jetzt keine Leistung.
    Bewegung ist Regulation.
    Bewegung ist Rückkehr zu dir.

    Und manchmal beginnt diese Rückkehr mit nicht mehr als:

    • einem bewussten Ausatmen

    • einem Kreisen deiner Schultern

    • einer bewussten Verbindung zu deinem Beckenboden

    • einer einzigen leichten, fließenden Bewegung

    Das reicht.

    Mehr braucht dein Nervensystem am Anfang nicht.

    9. Wenn du tiefer gehen möchtest

    Wenn du oft das Gefühl hast, festzustecken – körperlich, emotional oder im Alltag – dann liegt das nicht an mangelnder Disziplin.

    Es liegt daran, dass dein Körper und dein Nervensystem überlastet sind.

    Du musst das nicht allein lösen.

    Ich begleite dich gerne:

    Bewegung, Ordnung, Entscheidungen –
    sie alle beginnen an demselben Ort:

    in deiner Mitte.

    Wenn du selbst gleich noch tiefer einsteigen magst, dann hol dir mein E-Book “Selbstbewusst & aufrecht durchs Leben”.

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